Leserbrief
zu:
„Klimapolitik
– die Lösung heisst Kostenwahrheit“, NZZ vom 3.1.2020, Seite 9
Die
Autoren behaupten, eine generelle Abgabe von zunächst 40 Fr. und später 75 Fr.
pro Tonne CO2 würde genügen, um alle künftigen Generationen für die Folgen des
Klimawandels zu entschädigen, und
fügen hinzu: „Diese Werte reflektieren die
wissenschaftlichen Schätzungen der zukünftigen Kosten des Klimawandels ...“
Über die Methode der Schätzung sagen sie nichts, aber da sie sich auf William
Nordhaus berufen, wissen Kenner der Materie schon Bescheid. Die künftigen
Kosten werden „diskontiert“ mit einer Rate, die sich am Zinsniveau orientiert,
und zwar hat Nordhaus in einem 2013 erschienenen Buch (The Climate Casino) eine
Diskontrate von 4% vorgeschlagen. Wenn man die Kosten der gegenwärtigen
Feuersbrunst in Australien mit 10 Milliarden Franken schätzt, dann würde ein
Feuer von gleicher Grösse nach dieser Rechnung in 30 Jahren nur 3 Mrd. und in
60 Jahren weniger als 1 Mrd. Franken kosten. Es ist klar, dass beim Zinsniveau
von heute diese Rechnung keinen Sinn ergibt. Nordhaus war der Antipode von
Nicholas Stern, der 2007 in seinem Buch „The Economics of Climate Change“
gezeigt hat, dass ein Zögern beim Klimaschutz die Menschheit mehr kosten würde
als rasches Handeln. Der Gegensatz zwischen Nordhaus und Stern rührt daher,
dass Stern mit einer Diskontrate von 0,1 % gerechnet hat. Dass Nordhaus und
nicht Stern mit dem Nobelpreis 2018 geehrt wurde, war dann wohl keine
wissenschaftliche, sondern eine politische Entscheidung. Wenn man mit den
Annahmen von Stern argumentieren würde, dann müsste eine CO2-Abgabe viel höher
als 75 Fr. sein, wenn damit die Kostenwahrheit erreicht werden soll.
Helmut
Knolle
Wohlen
bei Bern