Mittwoch, 11. Mai 2022

Markus Braun: Was den Klimawandel unter anderem so gefährlich macht...

Hinweis von Markus Braun
Umweltwissenschaftler, Dr. phil. ETH Zürich
www.nachhaltigewirtschaft.ch  

Beitrag zuhanden der Klima-Grosseltern:

Was den Klimawandel unter anderem so gefährlich macht, sind die sogenannten «Kipppunkte». Ich erlaube mir dazu ein paar Gedanken, im Sinne eines freiwillig aufzunehmenden Betrages zur Diskussion bei den Klima-Grosseltern:

Hat ein Mensch Fieber, so verdoppelt sich je 1oC die Stoffwechselrate. Das heisst, der fiebernde Mensch baut seine Ressourcen ab, verbrennt mehr Energie und produziert mehr CO2.

Die Klimaerwärmung wird im Volksmund oft als «Fieber der Erde» bezeichnet. Zu Recht, denn hier passiert Analoges: Durch unseren gigantischen Ressourcenabbau und Energiekonsum steigern wir die CO2 Produktion, mit der Folge der Temperaturerhöhung auf der Erde.

Wie löst die Medizin das Symptom von Fieber: die höhere Temperatur wegen der Erwärmung wird durch Abkühlung ins Gleichgewicht zurückgeführt. Die Lösung des Problems heisst «Zurück ins Gleichgewicht», «Zurück in die Mitte»: das lateinische Wort für Heilmittel «re-medium» bringt dies seit Jahrtausenden zum Ausdruck (englisch remedy). Auch in den Worten Medizin und Medikamente stecken der Stamm «Medi», das heisst die «Mitte».

Ein «Weiter so» beim fiebernden Menschen, wenn die Abkühlung nicht «freiwillig» herbeigeführt würde, hiesse: die Temperatur weiter ansteigen zu lassen, bis sein System (Körper) ins Gegenteil «kippen» könnte: in die finale Abkühlung (den Tod).

Ein «Weiter so» bei der Klimaerwärmung hiesse: dass auch hier das System ins Gegenteil in die Abkühlung kippen könnte: z.B. durch zu viel Staub in der Atmosphäre (infolge von Trockenheit und Waldbränden oder infolge erhöhter Ascheauswürfe durch klimabedingte Vulkanausbrüche; als mögliche Szenarien). Der Staub würde zu einer Abschirmung der Sonnenenergie führen; dies zu einer Abkühlung. Doch von einem Klimakollaps und dem Kippen in eine Abkühlung redet man (noch) nicht.

Dass dieses Szenario aber gar nicht so absurd ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: als 1816 im «Jahr ohne Sommer» nach dem Vulkanausbruch des «Tambora» im Pazifik genau dies geschah: der Staub in der Atmosphäre führte zu einer Abkühlung des Weltklimas, zu Ernteausfällen und Hungersnöten; auch in der Schweiz.

Das Denken in «Gleichgewichten» ist ein Teil der Psychosomatik und ein Teil der «Komplementären Medizin». Dieses Denken kann auch auf den Umweltschutz angewandt werden. Das heisst, «komplementäres Denken» kann man auf verschiedene Umweltprobleme übertragen: auf die Gewässer-, die Luft- und die Bodenbelastung, auf den Abbau der Ozonschicht oder auf die Verstädterung. So wie Krankheitssymptome Zeichen des Körpers sein können, dass etwas aus dem Geleichgewicht geraten ist, sind Umweltprobleme Zeichen der Erde, dass etwas aus dem Gleichgewicht ist. Die Un-Gleichgewichte zeigen uns aber dann auch die Lösung.

Insofern sind Kipppunkte verschiedenen Orts möglich: Und Kipppunkte sind denn auch schon real aufgetaucht: z.B. beim Kollaps des Sempachersees 1984, bei der Überschwemmungskatastrophe in Brienz 2005 . . . siehe dazu auch die Bücher: «Aus dem Gleichgewicht» (ISBN 978-3-9521520-1-0) und «Die Kunst liegt im Gleichgewicht» (ISBN 978-3-9521520-3-4) oder die Homepage 

Gehen nicht alle diese Themen die Grosseltern etwas an?

Markus Braun