Prof. Jürg Rohrer, ZHAW:
Zusammenfassung
In Diskussionen über Lösungsvorschläge zur Klimaerhitzung wird oft mit Bezug auf das Prinzip der
Eigenverantwortung betont, die Massnahmen der Schweiz müssten auf Freiwilligkeit beruhen und
Änderungen in den Rahmenbedingungen werden als unnötig abgelehnt. In dieser Arbeit wird deshalb
untersucht, welchen Anteil freiwillige Massnahmen von Privatpersonen im Vergleich zu politischen
Massnahmen zum Klimaschutz der Schweiz leisten können.
Durch sehr ambitionierte, freiwillige Entscheidungen (Eigenverantwortung) könnten die TreibhausgasEmissionen einer durchschnittlichen, in der Schweiz wohnhaften Person um etwas mehr als die Hälfte
reduziert werden. Zur Reduktion der restlichen Emissionen sind veränderte Rahmenbedingungen, d.h.
politische Massnahmen erforderlich.
Bei realistischer Betrachtung kann aber höchstens ein Drittel dieser ambitionierten Massnahmen
durch Eigenverantwortung von Privatpersonen umgesetzt werden, was die Wirkung von Eigenverantwortung auf etwa 20% der erforderlichen Reduktionen limitiert. Die politischen Massnahmen
erschliessen für eine in der Schweiz wohnhafte Person somit ein vier Mal grösseres Treibhausgas-Reduktionspotenzial als Massnahmen, welche freiwillig umgesetzt würden.
Letztendlich braucht es sowohl freiwillige Verhaltensänderungen als auch politische Massnahmen.
Politische Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen sind aber für die Schweiz sehr
wichtig und dringend. Wer Klimaschutz in der Schweiz nur über die Eigenverantwortung von Privatpersonen erzielen will, kann das Netto-Null-Ziel unmöglich erreichen. Schlimmer noch: Damit werden
die wirkungsvollsten Instrumente, die politischen Massnahmen, verzögert und bekämpft.
(Hervorhebungen: UH)
Fortsetzung:
Mäntigs-Apéro vom 17.1.2024
mit Prof. Reto Knutti und Sängerin Sina
Eines von vielen Highlights des Mäntigs-Apéros . Link auf das Audio (viel besser verständlich als im Saal/auf der Galerie)), Minute 47: Reto Knutti, sinngemäss vom Dialekt ins Hochdeutsche übersetzt (UH):
... Wir lösen das nicht, wenn wir mit den Fingern auf Leute zeigen: Du bist ein schlechter Mensch, wenn Du .... Wenn wir in der Geschichte zurückschauen, wie wir grosse gesellschaftliche Probleme gelöst haben, insbesondere im Umweltbereich, von Abfall, Abwasser, Luft, Ozon, Asbest, Phosphor bis Pestizide: NIE hat man das gelöst mit "seid einmal ein bisschen lieb zueinander, tut mal ein wenig..." . Man hat es gelöst mit einem klaren politischen Rahmen, man hat gesagt, es braucht halt eine Kanalisation, du kannst nicht wählen, ob du dein Abwasser in den See leitest. Das kann man mit einer Vorschrift machen, mit Geld, aber es müssen alle mitmachen. Wir haben den grösseren Hebel, wenn wir uns dafür einsetzen, dass dieser Rahmen existiert ...
UH/ Ganz in unserem Sinn: Klimagrosseltern Region Bern, mehrmals am Klimastamm so besprochen und beschlossen.
Deshalb ein klarer Akzent auf Abstimmung und Wahlen seit 2021 - und in Zukunft.
Trotzdem: Es braucht nicht nur Regierung, Parlamente, Abstimmungen, Verwaltung.
Eine wichtige Aufgabe von Klima-Grosseltern, Umwelt- und Klima-NGOs ist:
Boden vorbereiten für den dringend notwendigen politischen und gesellschaftlichen Wandel. Sensibilisieren, Mehrheiten gewinnen.