Mittwoch, 15. Juni 2022

Eindrückliches Plädoyer einer Klima-Grossmutter an die Adresse des Züricher Bezirksgerichts

Plädoyer von Catherine Froidevaux:
d oben, f unten

_______________________________________________________________________________

Sehr geehrter Herr Richter,

Sehr geehrte Frau Gerichtsschreiberin,

Ich gebe zu, dass ich an den Demonstrationen vom 20. Juni 2020 und 4. Oktober 2021 in Zürich teilgenommen habe, bestreite aber den Vorwurf der Nötigung und den der Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen.

 Ich habe an diesen Demonstrationen teilgenommen, weil ich davon überzeugt bin, dass die Öffentlichkeit und die Behörden auf den Klimawandel aufmerksam gemacht werden müssen. 

In meiner Jugend habe ich alle Vorteile der Konsumgesellschaft genossen. Damals waren wir uns der Schäden,

die dieses System mit sich brachte, nicht bewusst. Heute sehen wir jedoch die Auswirkungen dieses unverantwortlichen Verhaltens. Dennoch tun die meisten Menschen in meiner Umgebung weiterhin so, als wäre nichts geschehen. 

Die Experten des IPCC, die weltweit führenden Klimaexperten, warnen uns seit über 30 Jahren vor den Risiken der globalen Erwärmung. Ihr jüngster Bericht wurde erst vor einem Monat veröffentlicht. Er ist erschreckend! 

Sie sind der Meinung, dass wir unseren CO2-Ausstoss sofort reduzieren müssen, wenn wir ab 2025 echte Ergebnisse erzielen wollen (und nicht erst 2050 oder noch später, da die Politiker diesen Termin von Jahr zu Jahr verschieben, da sie von der Wirtschaft und dem BIP besessen sind). 

Aufgrund all dieser Ausflüchte und Verzögerungen wissen wir bereits jetzt, dass unsere Jugend bald mit einer schrecklichen Klimasituation konfrontiert sein wird.

Heute müssen extreme Massnahmen ergriffen werden, die der Gefahr, der wir gegenüberstehen, angemessen sind. Die Regierungen müssen endlich auf ihrer Ebene handeln, um zu informieren, Gesetze zu schaffen und die Bevölkerung zu schützen, wie es ihre Verantwortung ist. 

Da es aber weder Experten noch herkömmliche politische Aktionen schaffen, Bewegung in die Situation zu bringen, scheint ziviler Ungehorsam das letzte Mittel zu sein, um auf die Dringlichkeit und Schwere der globalen Erwärmung aufmerksam zu machen.

Das ist es, was die ordnungsliebende Bürgerin, die ich bin, in eine Demonstrantin verwandelt hat. 

Ich bin heute wegen der katastrophalen Zerstörung der Ökosysteme hier. Weil ich mir Sorgen um das Überleben der biologischen Vielfalt und letztlich um das Überleben der menschlichen Spezies mache. Ich stehe vor Gericht, weil ich friedlich demonstriert habe, um unsere Behörden aufzufordern, die Bevölkerung endlich über die ernste Gefahr zu informieren, die von der globalen Erwärmung ausgeht. 

Im vergangenen Jahr konnte Guillermo Fernandez mit seinem Hungerstreik in Bern erreichen, dass die Mitglieder des Parlaments umfassend über die Gefahren des Klimawandels informiert wurden. Diese Schulung wurde am 2. Mai von Fachleuten durchgeführt. Leider hat sich nur ein Drittel der Parlamentsmitglieder die Mühe gemacht, daran teilzunehmen, und das sind wahrscheinlich nicht diejenigen, die es am nötigsten haben. Ob sie dieser Schulung anschliessend gut nutzen werden, ist noch eine berechtigte Frage.

Leider sind die Grenzen unseres Systems bekannt, in dem viele Politiker eher auf kurzfristige wirtschaftliche Interessen und ihre Wiederwahl bedacht sind, während die undurchsichtige Parteienfinanzierung und der Einfluss von Wirtschaftslobbys die Debatte verzerren. 

Nachdem das Parlament untätig geblieben ist, muss der breiten Bevölkerung vermittelt werden, wie dringend die Situation ist und warum keine technologische Entwicklung ausreichen wird, um unseren Konsumrausch zu kompensieren. 

Eine solche allgemeine Information zu verlangen, ist nicht übertrieben oder unvernünftig, denn genau das wurde beim Covid getan: 

Wenn der Bundesrat die Situation im März 2020 nicht in den Griff bekommen hätte, wenn er nicht alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt hätte, um die Risiken der Pandemie bekannt zu machen, glauben Sie wirklich, dass die Bevölkerung die Eindämmung, die Schliessung öffentlicher Einrichtungen und alle Einschränkungen in den folgenden Wochen und Monaten akzeptiert hätte? 

Während der Pandemie haben unsere Behörden deutlich gezeigt, dass sie in der Lage sind, wirtschaftliche Interessen zu vergessen, um sich der Gefahr zu stellen. 

-     Warum tun sie es dann nicht für das Klima, dessen Verschlechterung das Überleben der Menschheit selbst gefährdet?

-     Warum weigern sich unsere Behörden, die Bevölkerung klar über die Dringlichkeit der Klimasituation zu informieren, wie sie es 2020 im Zusammenhang mit dem Covid getan haben?

-     Warum fordern unsere Behörden nicht alle, Privatpersonen und Unternehmen, dazu auf, so schnell wie möglich alle erforderlichen Notfallmassnahmen zu ergreifen?

-     Und vor allem: Warum lassen sie weiterhin zu, dass multinationale Konzerne und Grossinvestoren, angefangen bei der Nationalbank, weiterhin umweltschädliche Investitionen tätigen? 

Mit meiner Anwesenheit bei den beiden Demonstrationen in Zürich wollte ich die Aufmerksamkeit auf eine dringende und wesentliche Sache lenken, da sie das Überleben der menschlichen Spezies und der Artenvielfalt selbst betrifft. 

Zwar gab es in der Stadt Zürich einige kleinere Unannehmlichkeiten, die nicht unbedingt schwerwiegender waren als die, die regelmässig durch Staus aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens oder durch öffentliche Bauarbeiten verursacht werden. Aber die extreme Schwere und Dringlichkeit der Erderwärmung sind so gross, dass sie kürzere Umwege des Autoverkehrs mehr als rechtfertigen, und dies umso mehr, als derselbe Verkehr auch ein wichtiger Bestandteil der aktuellen Klimasituation ist. 

Die traurige Realität ist, dass unsere Gesellschaft so fehlgeleitet ist, dass sie ihre Justiz dazu bringt, friedliche Whistleblowers zu bestrafen, während sie weiterhin multinationale Konzerne und Umweltverschmutzer aller Art begünstigt, solange sie "gut für das Wirtschaftswachstum" sind - jenes Wirtschaftswachstum, das zur ultimativen Religion unserer Gesellschaft geworden ist. 

Vor 20 oder 30 Jahren hätten wir uns vielleicht damit begnügen können, den Strassen- und Luftverkehr drastisch zu reduzieren, weniger Fleisch und Fisch zu essen und uneren Müll zu begrenzen, aber heute sind diese Massnahmen lächerlich geworden.  

Wenn Sie Kinder haben, haben Sie an deren Zukunft gedacht, an das monströse Erbe, das wir ihnen hinterlassen? 

Ich für meinen Teil bin froh, dass ich alt bin, denn ich werde den Albtraum, der sich anbahnt, nicht mehr erleben müssen. Aber manchmal fällt es mir schwer, unserer Jugend in die Augen zu sehen, so sehr schäme ich mich für unsere Untätigkeit im Hinblick auf die Zukunft. 

Schliesslich und endlich möchte ich an dieser Stelle das Verhalten der Zürcher Polizei anprangern, die uns wie Kriminelle nackt durchsuchte und manchmal unsere Fingerabdrücke und DNA nahm. 

Dabei war unsere Haltung immer friedlich. Die Durchsuchung, der wir unterzogen wurden, diente nicht dazu, nach versteckten Waffen zu suchen, sondern uns einzuschüchtern und zu erniedrigen, um uns zum Schweigen zu bringen, ebenso wie der Polizeigewahrsam, der uns auferlegt wurde. Genauso wie die Bewährungsstrafen, die uns mehrere Jahre lang daran hindern sollen, weiter zu demonstrieren. 

Heute verpflichtet mich mein Gewissen, den Kampf so lange fortzusetzen, wie ich die Kraft dazu habe, weil meine Sache gerecht und meine Überzeugung tief verwurzelt ist. Keine Einschüchterungsmassnahme wird mich davon abhalten, meine Angst vor dem Klimawandel herauszuschreien, bis das Problem endlich ernst genommen wird und bis wirksame Massnahmen ergriffen werden, um die Zukunft unserer Jugend zu retten, was noch zu retten ist.

 

Schlusswort 

Im Laufe der Jahrhunderte ist die Justiz der Gesellschaft immer hinterhergehinkt und hat ihre veralteten Gesetze nur unter dem Druck der täglichen Realität geändert. Es ist höchste Zeit, dass das Bundesgericht die systematische Anwendung veralteter Gesetze aufgibt und endlich die Dringlichkeit des Klimaschutzes anerkennt. Aber wie immer wird dieser Wandel nur durch Druck on unten in Gang gesetzt werden können, d. h. durch Druck von mutigen und realistischen Richtern. 

Es ist an Ihnen, Herr Richter ob Sie einer davon werden. Nun, liegt es an Ihnen zu entscheiden, ob die Dringlichkeit des Klimaschutzes es endlich wert ist, zu handeln. Es liegt an Ihnen zu entscheiden, ob Sie weiterhin Whistleblower verurteilen, anstatt die wahren Probleme anzugehen.


en français :


Monsieur le Juge, 

Madame la Greffière,

Monsieur l'Auditeur,

Je reconnais avoir participé aux manifestations du 20 juin et du 4 octobre 2021 à Zurich, mais je nie l'accusation de contrainte et l'accusation d’entrave aux services d’intérêt général. 

J'ai participé à ces manifestations parce je suis convaincue qu'il faut attirer l'attention du public et des autorités sur le dérèglement climatique.

Dans ma jeunesse, j'ai bénéficié de tous les avantages de la société de consommation. A l'époque, nous n'étions pas conscients des dégâts que ce système engendrait. Mais on voit aujourd'hui les répercussions de ce comportement irresponsable. Pourtant, la plupart des gens autour de moi continuent à faire comme si de rien n'était.


Les experts du GIEC, qui sont les meilleurs spécialistes mondiaux en matière de climat, nous mettent en garde depuis plus de 30 ans quant aux risques du réchauffement climatique. 

Selon eux, c'est immédiatement qu'il faut réduire nos émissions carbone si nous voulons obtenir de vrais résultats dès 2025 (et pas seulement en 2050 ou plus tard encore, puisque les politiciens reportent cette échéance d'année en année, tout obnubilés qu'ils sont par l'économie et le PIB).

A cause de tous ces retards, ces faux-fuyants et ces atermoiements, nous savons d'ores et déjà que notre jeunesse devra bientôt faire face à une terrible situation climatique. 

Aujourd'hui, les mesures à prendre doivent être extrêmes, à la mesure du danger auquel nous faisons face. Il faut que les gouvernements agissent enfin à leur niveau pour informer, pour créer des lois et pour protéger la population, comme c'est leur responsabilité.

Mais puisque ni les experts, ni les actions politiques classiques ne réussissent à faire bouger la situation, la désobéissance civile semble l'ultime moyen d'attirer l'attention sur l'urgence et la gravité du réchauffement climatique. 

C'est cela qui a transformé en manifestante la citoyenne respectueuse de l'ordre que je suis.

Je suis ici aujourd'hui à cause de la destruction catastrophique des écosystèmes. Je suis ici parce que je m'inquiète pour la survie de la biodiversité, et ultimement pour la survie de l'espèce humaine. Je suis jugée parce que j'ai manifesté de façon pacifique pour demander à nos autorités d'informer enfin la population du grave danger que représente le réchauffement de la planète. 

L'année passée, la grève de la faim de Guillermo Fernandez, à Berne, a permis d'obtenir que les membres du Parlement bénéficient d'une information complète quant aux dangers du dérèglement climatique. Cette formation a été donnée par des spécialistes le 2 mai dernier. Malheureusement, seul un tiers des parlementaires s'est donné la peine d'y assister, et ce ne sont probablement pas ceux qui en ont le plus besoin. Quant à savoir s'ils en feront ensuite bon usage, on peut légitimement se le demander. On connaît, hélas, les limites de notre système dans lequel beaucoup de politiciens sont plus préoccupés par des intérêts économiques à court terme et par leur réélection, tandis que le financement obscur des partis et l'influence des lobbies économiques participent à fausser le débat. 

En plus du Parlement, c'est à la population en général qu'il faut aussi faire comprendre à quel point la situation est urgente, et pourquoi aucun développement technologique ne suffira à compenser notre frénésie de consommation. 

Demander une telle information générale n'a rien d'excessif ou de déraisonnable puisque c'est exactement ce qui a été fait pour le Covid: 

En effet, si le Conseil fédéral n'avait pas pris la situation en main en mars 2020, s'il n'avait pas utilisé tous les moyens à sa disposition pour faire connaître les risques de la pandémie, pensez-vous réellement que la population aurait accepté le confinement, la fermeture des établissements publics et toutes les restrictions des semaines et des mois suivants ? 

Lors de cette pandémie, nos autorités ont clairement démontré que pour faire face au danger, elles étaient capables d'oublier les enjeux économiques. 

- Alors pourquoi ne le font-elles pas pour le climat, dont la dégradation met en péril la survie même de l'espèce humaine ?

- Pourquoi nos autorités refusent-elles d'informer clairement la population de l'urgence de la situation climatique, comme elles l'ont fait en 2020 pour le covid ?

- Pourquoi nos autorités ne demandent-elles pas à tous, particuliers et entreprises, de prendre au plus vite toutes les mesures d'urgence qui s'imposent ?

- Et surtout pourquoi continuent-elles à laisser les multinationales et les gros investisseurs, à commencer par la Banque nationale, continuer à faire des investissements polluants ? 

Par ma présence aux deux manifestations de Zurich, j'ai voulu attirer l'attention sur une cause urgente et essentielle puisqu'elle touche à la survie même de l'espèce humaine et de la biodiversité.

Certes, la ville de Zurich a subi quelques petits désagréments, pas forcément plus graves que ceux qui sont régulièrement engendrés par les embouteillages liés à l'augmentation du trafic ou à des travaux publics. Mais la gravité et l'urgence extrêmes du réchauffement terrestre sont telles qu'elles justifient amplement un petit détour du trafic automobile, ceci d'autant plus que ce même trafic est aussi une composante majeure de la situation climatique actuelle. 

La triste réalité, c'est que notre société est tellement dévoyée qu'elle pousse sa justice à punir des lanceurs d'alerte pacifiques, tandis qu'elle continue à favoriser multinationales et pollueurs en tous genres, pourvu qu'ils soient "bons pour la croissance économique", cette croissance économique qui est devenue la religion ultime de notre société.

Il y a 20 ou 30 ans, peut-être aurions-nous pu nous contenter de réduire drastiquement les transports routiers et par avion, de manger moins de viande et de poisson et de limiter nos déchets, mais aujourd'hui ces mesures sont devenues dérisoires.  

Si vous avez des enfants, avez-vous pensé à leur avenir, à l'héritage monstrueux que nous leur laissons ? 

Pour ma part, je suis content d'être vieille, car je n'aurai pas à vivre le cauchemar qui se prépare. Mais il m'est parfois difficile de regarder notre jeunesse dans les yeux, tant j'ai honte de notre inaction face à l'avenir.

Enfin, et pour terminer, je tiens à dénoncer l'attitude de la police zurichoise qui nous a fouillés à nu comme des criminels et qui a parfois pris nos empreintes digitales et notre ADN. 

Pourtant notre attitude a toujours été pacifique. La fouille qu'on nous a fait subir n'était pas destinée à chercher des armes que nous aurions dissimulées, mais à nous intimider et à nous humilier pour nous faire taire, tout comme la garde à vue qu'on nous a imposée. Tout comme les peines avec sursis qui veulent nous empêcher de continuer à manifester pendant plusieurs années. 

Aujourd'hui, ma conscience m'oblige à poursuivre le combat aussi longtemps que j'en aurai la force, parce que ma cause est juste et ma conviction profonde. Aucune mesure d'intimidation ne me fera renoncer à crier mon angoisse face au dérèglement climatique, jusqu'à ce que le problème soit enfin pris au sérieux, et jusqu'à ce que des mesures efficaces soient mises en œuvre pour sauvegarder ce qui peut l'être encore de l'avenir de notre jeunesse.

Derniers mots

Au cours des siècles, la justice a toujours eu du retard sur la société, ne modifiant ses lois obsolètes que sous la pression de la réalité quotidienne. Il est grand temps que le Tribunal fédéral renonce à l'application systématique de lois dépassées et admette enfin l'urgence climatique. Mais comme c'est toujours le cas, seule une pression venant de la base permettra d'enclencher ce changement, c'est-à dire une pression venant de juges courageux et réalistes.

C'est à vous de décider, Monsieur le Juge, si vous serez l'un d'eux.

C'est à vous de décider s'il faut continuer à condamner les lanceurs d'alerte au lieu de s'attaquer aux vrais problèmes.