Donnerstag, 18. Februar 2021

Leserbrief von Patrick Haemmerle:

 Auf ein enkeltaugliches 2021

DOI: https://doi.org/10.4414/saez.2021.19524
Veröffentlichung: 20.01.2021
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(03):87

Dr. med. Patrick Haemmerle, MPH, 
Facharzt Kinder- und Jugendpsychiatrie und ­-psychotherapie, Mitglied der ­Klimagrosseltern Schweiz, Freiburg

Auf ein enkeltaugliches 2021

An der Schwelle des neuen Jahres sind die Spalten weiterhin voll von Artikeln zu Covid-19, zur Impfstrategie und zu Fragen über die ökonomischen und psychosozialen Folgen der Pandemie – dies natürlich zu Recht. ­Dabei geht indessen leicht vergessen, dass wir weiterhin einem weit grösseren Risiko ausgesetzt sind: den Auswirkungen der Erderwärmung und der daraus resultierenden Klima­krise. Auch dazu liefern uns die

einschlägigen Wissenschaften genügend und erdrückend alarmierende Informationen. Um uns Allen, besonders aber den kommenden Generationen nach Corona, ein Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen, sollten wir verstärkt das Prinzip der Kinderverträglichkeit anwenden. Dies ist eine unabdingbare Vorbedingung überhaupt für die «Nachhaltigkeit mensch­licher Existenz»: Nicht nur kinderverträglich, sondern «enkeltauglich» sollen daher Welt und Umwelt – oder besser eben: die «Mit-Welt», wie unser vor einem Jahr tödlich ­verunglückter Kollege Martin Vosseler es formu­lierte – gestaltet werden. Diese Überlegungen können auch uns kinder- und jugendpsychiatrisch Tätigen sowie allen Ärztinnen und Ärzten wieder näher kommen in einer Zeit, in der unter dem Alibi – um nicht zu ­sagen: dem Diktat und der Arroganz – von Wirtschaftsdenken (die «sakrosankten» Arbeitsplätze) und Ökonomie ökologische Erkenntnisse und Errungenschaften über Bord geworfen werden. Stichworte mögen genügen: der Vormarsch der Gentechnologie; die persistierende Verarmung und das Elend vieler Menschen, besonders von Kindern und Frauen, in vielen Gebieten der Welt (noch verstärkt durch die aktuelle Pandemie); die dahin­dümpelnde Energiepolitik (das Referendum gegen das CO2-Gesetz steht ja noch aus), ohne wirkliche und konsequente Erschlies­sung ­erneuerbarer Energieressourcen, bei einem gleichzeitigen, m.E. unseligen Revival der ­Nukleartechnologie usw. In diesem Sinne: ­Bemühen wir uns auch weiterhin um Kinderverträglichkeit und Enkeltauglichkeit – was auch heisst: «Generationentauglichkeit» – in Beruf und Alltag. We shall overcome one day! Mit meinen besten Wünschen für alle Leserinnen und Leser der SÄZ für ein gutes und gelingendes 2021!