Montag, 5. Juni 2023

Fwd: Systemstabilität nach Credit Suisse Crash: Finanzcasino plus Klima – doppeltes Risiko


Systemstabilität nach Credit Suisse Crash: 
Finanzcasino plus Klima - doppeltes Risiko 


In der Bankpraxis wird Klimaschutz systemrelevant

Mit ihrem Finanzcasino hat sich die Credit Suisse selbst demontiert. Die Politik will die existenzielle Krise mit einer parlamentarischen Untersuchungskommission PUK

Credit Suisse angehen. Doch wird eine Rückschau reichen, deren Blickfeld sich auf die seit der Finanzkrise 2008 bekannten, "konventionellen" Systemrisiken beschränkt?

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat die Risikolandschaft für den Finanzplatz negativ verändert. Die neue Mega-Bank ist ein Mega-Klumpenrisiko: das Finanzsystem Schweiz besteht aus einem grossen auslandexponierten Risikoklumpen und vielen kleineren Akteuren, die jedoch alle zusammen im gleichen Boot sitzen. Hinzu kommt: immer deutlicher manifestiert sich am Horizont eine klimabedingte Finanzkrise in potenziell ähnlicher Grössenordnung. Ohne Gegenmassnahmen, die auf der Erfassung und Ausmessung der jetzt doppelt so grossen Risikolandschaft fundieren, wäre die stark finanzplatzabhängige 
Schweiz, ihre Wirtschaft und ihre Gesellschaft im Vergleich zu anderen Ländern gar um ein Mehrfaches exponiert.

Die Klima-Allianz stellt den Meinungsführern und Entscheidern des Finanzplatzes Schweiz in Politik und Wirtschaft eine Reihe drängender Fragen, die sich aus den internationalen Erkenntnissen ableiten – diese werden hierzulande aber ignoriert.

Dieses Bild, der "Green Swan", ist der Cover der Studie Central Banking and financial stability in the Age of Climate Change der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, die globale Zentralbank der Zentralbanken. Im Unterschied zum überraschend auftretenden "Black Swan" versteht sie unter dem "Green Swan" ein Ereignis, dessen Erscheinen und dessen zerstörerische Wirkung auf das Weltsystem mit Sicherheit vorhersehbar ist: es ist ausgelöst durch das Auftreten der seitens der Klimawissenschaft längst prognostizierten Kaskaden von Kipp-Punkten

Ohne rechtzeitige Gegenmassnahmen würde innert kurzer Zeit ein Sprung von einem noch stabilen physikalischen Zustand zur Überschreitung der planetarischen Grenzen erfolgen, welche eine dichte Abfolge von Katastrophen für Menschheit und Planet Erde bewirkte. Dies wiederum würde – ähnlich der Covid-Krise – starke aber überstürzte Eingriffe der Staaten auf planetarischer Ebene erzwingen. Überdies ist zu befürchten, dass diese allzu spät umgesetzt werden.

Schlussendlich entstünde nicht nur immenses Leid für eine Vielzahl von Menschen und die nutzbringenden Dienstleistungen der Ökosysteme und der Biodiversität gingen verloren. Auch die fossil-abhängigen Teile der Weltwirtschaft werden zusehen müssen, wie ihr Geschäftsmodell sich infolge der plötzlichen Anordnungen zur Energietransition in Luft auflöst. Bankkredite werden nicht zurückbezahlt, Aktien und Obligationen werden zu Schrottpapieren, Banken weltweit werden gleichzeitig illiquid, Finanzsysteme brechen reihenweise zusammen. Es trifft zuerst die Banken, die ihre Klimarisiko-Exposition nicht rechtzeitig heruntergefahren haben.
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Hätten Schweizer Politik und Finanzwirtschaft bereits nach der Finanzkrise 2008-2009 die richtigen Erkenntnisse gewonnen, am gleichen Strick gezogen und entschlossene Massnahmen umgesetzt, dann wären Finanzcasino und Zusammenbruch der Credit Suisse vermeidbar gewesen. Die Politik wollte die Aufsichtsbehörden, FINMA und Schweizerische Nationalbank (SNB), nicht mit den nötigen Aufträgen und Machtmitteln ausrüsten.

Nun stehen wir aber vor einer doppelt neuen Situation. Gestiegen seit der Finanzkrise ist die Dringlichkeit für Systemschutz aufgrund der immer sichtbareren Klimakrise – dem "Green Swan" am Horizont.

Wir haben es mit zwei Risikoklumpen zu tun: klassische Finanzkrise und Klima-Finanzkrise.

Die wirtschaftliche Herausforderung für den Finanzplatz Schweiz ist also zweifach:
  • Die nochmals intensivierte potenzielle klassische Finanzkrise mit der neuen Mega-UBS als "Too big to fail" Klumpen. Dies erfordert systemstabilisierende Eingriffe im Feld der erforderlichen Gouvernanz als Sicherung gegen Finanzcasino-Irrläufe.
  • Die darauf aufsetzende Klimakrise aufgrund der fortbestehenden Exposition zu den fossilen Energien, den fossil-abhängigen und den anderweitig klimaschädlichen Wirtschaftssektoren (wie klimaschädliche Landwirtschaft, Entwaldung, Raubbau an der Umwelt und Zerstörung der Biodiversität). Dies erfordert systemstabilisierende Eingriffe, um die Gouvernanz mit der Dimension der Exposition zu fossilen Risiken zu erweitern.
Hinzu kommt die Dringlichkeit für die Schweiz, in Anwendung des Vorsorgeprinzips ihren Finanzplatz in die Pflicht zu nehmen, um ihren gerechten Betrag zur Abwendung der physischen Klimakrise mit den sich verdichtenden Klimakatastrophen zu leisten.

Zwingend sind:
  • ein entschiedener Stopp der Finanzierung der Zunahme der Treibhausgasemissionen,
  • die Einleitung eines Mechanismus der raschen Dekarbonisierung und der grünen Umlenkung der Finanzflüsse.
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Freundliche Grüsse

Sandro Leuenberger, Finanzplatz und Klima, Pensionskassen-Rating (Autor, Kontakt), sandro.leuenberger@klima-allianz.ch 

Asti Roesle, Finanzplatz und Klima, Nationalbank (Kontakt), asti.roesle@klima-allianz.ch 


 
Klima-Allianz Schweiz
www.klima-allianz.ch






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