São Tomé und Príncipe will ab dem Jahr 2025 einen Teil seines Stromes aus Meereswärme erzeugen. In den Tropen könnte diese Form erneuerbarer Energie großes Potential entfalten.
Hier kaltes, dort warmes Wasser. Ingenieure verbinden damit die Idee, das Temperaturgefälle zu nutzen, um Strom zu erzeugen. Das funktioniert tatsächlich, etwa mit thermoelektrischen Elementen. Tropische Meere bieten die besten Bedingungen. Schon in einer Tiefe von 200 Metern kann das Wasser fünf Grad Celsius kalt sein, an der Oberfläche sind es 25 Grad und mehr, Tendenz wegen des Klimawandels steigend. Bisher realisierte Kraftwerke waren jedoch alles andere als effizient. Ein 120-Kilowatt-Kraftwerk auf Nauru, betrieben von der Tokyo Electric Power Company, benötigt 90 Kilowatt für den Betrieb der Anlage, vor allem für das Emporpumpen des Wassers.
Dieses Missverhältnis glaubt das Londoner Unternehmen Global OTEC mit dem Lastkahn Dominique in den Griff zu bekommen. Er soll im Jahr 2025 vor der Küste des afrikanischen Inselstaats São Tomé und Príncipe verankert werden. Seine Ladung besteht aus einem speziellen Kraftwerk, einer Pumpe für die Förderung von kaltem Meerwasser aus der Tiefe und elektrischen Anlagen, die den erzeugten Strom an Land bringen. Die 1,5-Megawatt-Anlage soll 17 Prozent des Inselbedarfs decken.
Statt eines thermoelektrischen Elements haben sich die Ingenieure in London für ein Meereswärmekraftwerk entschieden. Es funktioniert praktisch genauso wie ein Dampfkraftwerk, der Dampf treibt dabei eine Turbinen-Generator-Einheit an. Anstelle von Wasser, das bei 25 Grad nicht sieden würde, kommen dafür Ammoniak oder andere organische Flüssigkeiten mit niedrigem Siedepunkt zum Einsatz.
Das kalte Wasser aus der Tiefsee hat die Aufgabe, den entspannten Dampf in Flüssigkeit zurückzuverwandeln, die erneut genutzt, also im Kreislauf gefahren wird. Das nur leicht erwärmte Kühlwasser wird ins Meer geleitet.
4000 Mal so viel
An einem durchschnittlichen Tag absorbieren tropische Ozeane 4000 Mal so viel Wärmeenergie, wie für die Versorgung der ganzen Welt mit Strom benötigt würde. Global OTEC glaubt, dass es der Fortschritt nun erlaubt, die Technik mit der Aussicht auf einen guten Wirkungsgrad wieder aufleben zu lassen. Die Produktionskosten sollen bei umgerechnet 140 bis 280 Euro je Megawattstunde liegen.
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